Der Klimawandel stellt Industrieunternehmen vor wachsende Herausforderungen – wirtschaftlich, operativ und strategisch. Als energieintensives Unternehmen in der Aluminium- und Stahlverarbeitung analysieren wir bei Bharat Forge systematisch, welche Chancen und Risiken sich daraus für unser Geschäft ergeben. Ziel ist es, unsere Produktion und Standorte langfristig widerstandsfähig und zukunftssicher auszurichten.
Szenarioanalyse als strategisches Instrument
Klimaszenarien helfen uns, verschiedene mögliche Entwicklungen des globalen Klimasystems sowie deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft besser zu verstehen. Die Szenarioanalyse bei Bharat Forge basiert auf wissenschaftlich anerkannten RCP- und SSP-Szenarien. Diese unterscheiden sich vor allem in Bezug auf globale Treibhausgasemissionen, politische Maßnahmen und gesellschaftliche Veränderungen.
Wir analysieren insbesondere drei relevante Klimaszenarien:
- +1,5 °C-Szenario:
- Ambitionierter Klimaschutz mit strengen gesetzlichen Vorgaben und hoher CO₂-Bepreisung
- Hohe transitorische Risiken: technologische Umstellung, regulatorische Anforderungen, Investitionen
- Geringe physische Risiken durch reduzierte Klimaauswirkungen
- +2 °C-Szenario:
- Verzögerte, aber letztlich konsequente Emissionsreduktion
- Zunehmende Wetterextreme kombiniert mit regulatorischen Übergangsmaßnahmen
- Erhöhte physische und transitorische Risiken
- +4,5 °C-Szenario:
- Business-as-usual ohne effektive Klimapolitik
- Anfangs geringe Transformationskosten
- Sehr hohe physische Risiken: Hitzeextreme, Wasserknappheit, Belastung von Infrastruktur
Welches Szenario eintritt, hängt von globaler Klimapolitik, technologischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Trends ab.
Fokus auf zwei zentrale Risikokategorien
1. Physische Risiken
Diese entstehen direkt durch klimatische Veränderungen und betreffen insbesondere unsere Produktionsstandorte und Lieferketten:
- Akute Risiken: Extremwetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürme
- Chronische Risiken: Langfristiger Temperaturanstieg, veränderte Niederschlagsmuster, Wasserknappheit
2. Transitorische Risiken
Diese ergeben sich aus dem Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft:
- Politische und regulatorische Risiken: CO₂-Preise, Berichtspflichten, Emissionsgrenzwerte
- Marktrisiken: Rückgang der Nachfrage nach CO₂-intensiven Produkten, steigender Wettbewerbsdruck
- Technologische Risiken: Innovationsdruck, Investitionsbedarf für neue Fertigungsprozesse
- Reputationsrisiken: Erwartungen von Kunden, Investoren und Öffentlichkeit an nachhaltiges Handeln und ESG-Standards
Umsetzung bei Bharat Forge
Aktuell setzen wir eine qualitative Szenarioanalyse um, die an allen europäischen Standorten durchgeführt wird – darunter Brand-Erbisdorf, Ennepetal und Daun in Deutschland sowie Kilsta in Schweden. Die Analyse erfolgt in interdisziplinären Teams und fließt in eine systematische Bewertung von Risiken und Chancen ein. Dabei beziehen wir auch unsere Tätigkeitsfelder wie die Metallbearbeitung, Teilefertigung, Schmiedeteile und Leichtbaulösungen in Stahl und Aluminium mit ein.
Im Fokus stehen:
- Standortbezogene Risikoabschätzungen
- Bewertung strategischer und operativer Auswirkungen
- Integration in unsere Unternehmensplanung und Nachhaltigkeitsstrategie
Langfristig planen wir eine quantitative Erweiterung der Analyse, um finanzielle Wirkzusammenhänge messbar zu machen. Die Ergebnisse fließen direkt in unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD-Vorgaben ein.
Nachhaltigkeit als Teil unserer Zukunftsfähigkeit
Neben technologischen Innovationen und der Weiterentwicklung unserer Stahl- und Aluminiumverarbeitung sehen wir in der Szenarioanalyse ein zentrales Werkzeug für die strategische Zukunftssicherung. Sie hilft uns, Risiken frühzeitig zu erkennen, Investitionen gezielt zu tätigen und neue Marktchancen zu nutzen.
Die Auseinandersetzung mit Klimarisiken ist für uns deshalb weit mehr als eine regulatorische Pflicht – sie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Wettbewerbsfähigkeit und unseres Beitrags zu einer nachhaltigen Industrie.